Warum das Ganze?
Warum ist das Befahren von Trails illegal?
In Baden Württemberg regelt das Waldgesetz, dass das Befahren von Waldwegen schmaler als 2m mit dem Fahrrad nicht erlaubt ist. Damit ist Mountainbiken auf Single Trails nahezu überall in Baden Württemberg illegal.
Welche Möglichkeiten gibt es diese legal zu befahren?
Das Waldgesetz räumt die Möglichkeit ein, dass die Forstbehörden für einzelne Wege Ausahmeregelungen von der 2m-Regel treffen. Dies ist auch der Weg, der vom Land offiziell empfohlen wird.
Wie könnte das dann konkret aussehen?
Idealerweise werden einzelne Strecken für das Biken frei gegeben. Diese sollen auch ihren natürlichen Charakter behalten. Große Einbauten wie North Shores wollen wir nicht. Wir wollen die natürlichen Gegebenheiten des Waldes nutzen, um darin unsere Linien zu „finden“. Klar, dass dazu auch gehört, hier und da ein wenig zu „shapen“ und eine Kurve mit einem kleinen Anlieger fahrbarer zu machen. Oder den einen oder anderen Kicker oder Drop einzubauen.
Auf diese Art könnte ein Wegenetz entstehen, welches eine echte Radtour ermöglicht, die einen immer wieder an legale Abfahrten führt.
Und wer ist verantwortlich?
Kurz gesagt: Niemand.. oder einfach jeder selbst. Wer im Wald spazieren geht, muss mit den Gefahren des Waldes rechnen und kann niemanden zur Verantwortung ziehen, weil er auf einem nassen Stein ausgerutscht ist. Wir sind der Auffassung, dass auch dies für Biker im Wald gilt. Wer sich auf dem Trail lang macht, ist selbst Schuld.
Warum keine „offizielle“ Downhillanlage / Trailpark?
Hinter einer solchen Anlage muss ein Betreiber stehen. Egal, ob die Anlage gewerblich betrieben wird, oder von einem Verein. So eine Anlage ist dann eine Sportstätte, für die der Betreiber die volle Verantwortung trägt. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, ist ein nicht unerheblicher Umfang an Maßnahmen, wie Wegesicherung, Gutachten etc. nötig.
Außerdem wollen wir nicht auf eine Anlage beschränkt sein, sondern Radtouren mit Trailanteil fahren können. Dies ist bei einer einzigen Downhillanlage nicht möglich.
Ist das nicht gefährlich?
In erster Linie ist es für uns gefährlich, wenn wir auf den Trails unterwegs sind. Aber hier gilt: Jeder muss sein Können selbst einschätzen und sich entsprechend verhalten. Dies gilt übrigens auch für Fußgänger*innen – wer unsicher zu Fuß ist, muss selbst entscheiden, ob er auf einem rutschigen Trampelpfad unterwegs ist.
Da nahezu alle Spaziergänger*innen auf den breiten Forstwegen unterwegs sind, sind Begegnungen auf den Trails sehr selten. Auch ist hier die Wachsamkeit sowohl bei Radfahrenden als auch bei Fuß Gehenden deutlich höher, als auf den breiten Forstwegen wo sich alle tummeln, reden, abgelenkt sind, plötzlich die Richtung wechseln und die Geschwindigkeit der Biker*innen meist höher ist, als auf den Trails.
Was ist mit Naturschutz?
Natürlich hinterlässt jeder, der sich in den Wald begibt, Spuren. So hinterlassen auch Biker*innen eine Spur im Wald. Aber hier plädieren wir dafür, bei der Bewertung der Schäden die Verhältnismäßigkeit zu wahren. Gemessen an den Spuren, die z.B. schwere Forstfahrzeuge im Wald hinterlassen, sind die Trails nur leichte Kratzer an der Waldoberfläche.
Selbstverständlich ist auch uns daran gelegen, den Schaden an Flora und Fauna gering zu halten. Besonders sensible Bereiche des Waldes müssen geschützt werden. Diese zu identifizieren ist aber nur in der Zusammenarbeit mit Naturschutz, Forst und Behörden möglich. Hier sehen wir die Chance, dass durch Schaffung legaler Möglichkeiten in weniger sensiblen Bereichen des Waldes der unkontrollierte, illegale Trailbau zurückgeht und damit die sensibleren Bereiche geschont werden.
Und nebenbei bemerkt: Dass der überwiegende Teil der Biker*innen bereits ab der Haustüre CO2-neutral mit dem Rad unterwegs ist, wird bei der Betrachtung gerne vergessen.
Ist diese Idee neu?
Nein, keinesfalls. Es gibt bereits Kommunen in Baden Württemberg, wie zum Beispiel Freiburg, Beilstein und Oberstenfeld, in denen dieses Konzept erfolgreich umgesetzt wurde. Nicht zuletzt hat sich auch hier bei unseren Nachbarn in den letzten Monaten einiges getan. So hat der Rems-Murr-Kreis Arbeitskreise ins Leben gerufen. In Fellbach wurde 2021 ein ganzes Trail-Konzept verabschiedet und die Trails befinden sich bereits in der Bauphase. Das Rad muss also nicht neu erfunden werden.
Und welche Rolle spielt hier MTB Esslingen?
Wir stehen ganz am Anfang. Aktuell sind wir eine Gruppe Biker*innen, die sich in ihrer Freizeit der Sache „annimmt“ und versucht, mit den Behörden ins Gespräch zu kommen um einen Stein ins Rollen zu bringen. Wir glauben, dass wir hier im Sinne von vielen Biker*innen handeln und sind mit Vereinen und Bündnissen dieser Art rund um den vorderen Schurwald vernetzt.